München, 30.10.2025
- Erste Pole-Position am Nürburgring ein Meilenstein für Finn Wiebelhaus
- Salman Owega: „Ich war mir nach dem Red Bull Ring zu 90 Prozent sicher.“
München. Wenige Wochen ist es her, dass Salman Owega (20/Köln) und Finn Wiebelhaus (19/Obertshausen) sich in Hockenheim zu den neuen Champions des ADAC GT Masters gekürt haben. Mit dem Sieg im Finalrennen am Sonntag gelang den Piloten des Haupt Racing Team nach dem vorzeitigen Titelgewinn der krönende Saisonabschluss. Im Interview blicken die Meister auf ein ereignisreiches Jahr zurück und geben Einblicke in die Debüt-Saison des Ford Mustang GT3.
Vor knapp einem Monat seid ihr Meister geworden. Wie fühlt es sich an, Champion zu sein?
Finn Wiebelhaus: „Mit der Zeit ist bei mir immer mehr angekommen, was wir geschafft haben. Ich bin stolz auf die Saisonleistung von uns Fahrern und dem Team. Direkt nach dem Titelgewinn war das tatsächlich noch etwas anders und etwas surreal. Wir sind nur auf Rang neun ins Ziel gekommen und meine Gefühle waren eher gemischt, weil die Enttäuschung über die schlechte Tagesleistung trotz der Freude zu spüren war. Mit etwas Abstand sehe ich jetzt natürlich, dass es eine Hammer-Saison war.“
Salman Owega: „Jetzt ist es natürlich schon angekommen und ich kann den zweiten Titel richtig genießen. Der Titelgewinn selbst war etwas komisch. Ich kam ins Parc fermé und dachte, dass direkt die große Siegerehrung für die Meisterschaft stattfinden würde. Stattdessen habe ich mein Team gesucht und zunächst niemanden gefunden. Später haben wir dann gejubelt und gefeiert.“
Salman, du bist der fünfte Zweifach-Champion des ADAC GT Masters und der jüngste der Geschichte. Was bedeuten dir diese Rekorde?
Salman Owega: „Tatsächlich recht viel. Wir haben vergangenes Jahr schon versucht, mit dem Mercedes und David Schumacher den Titel zu gewinnen. Es jetzt im ersten Jahr mit Ford zu schaffen und die erste Meisterschaft für den Mustang GT3 in Europa zu feiern, ist schön. Es war von Anfang an mein Ziel und ich bin glücklich, dass es gelungen ist.“
Wer waren die ersten oder vielleicht auch besondere Gratulanten?
Finn Wiebelhaus: „Ich habe tatsächlich vor allem aus meinem privaten Umfeld Nachrichten bekommen. Herausheben möchte ich, dass Leyton Fourie uns beiden geschrieben und gratuliert hat. Das war die überraschendste Nachricht und ich fand es toll, dass er direkt nach dem Rennen die Größe gezeigt hat.“
Hat dein ehemaliger Teamkollege und bis dahin jüngster Zweifach-Meister Elias Seppänen gratuliert?
Salman Owega: „Ja, das hat er. Er war an dem Wochenende in Asien unterwegs und hat mir geschrieben. Mit Elias verstehe ich mich immer noch sehr gut und habe mich sehr über seine Glückwünsche gefreut.“
Wann habt ihr zum ersten Mal realisiert, dass ihr eine echte Chance auf den Titel habt?
Finn Wiebelhaus: „Für mich war das am Nürburgring, als wir die Tabellenführung übernommen haben. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass mir und dem Auto die verbliebenen Strecken gut liegen sollten und das Paket stimmt. Wirklich klar war es mir aber erst im Samstagsrennen auf dem Hockenheimring. Als ich gesehen habe, dass der BMW unserer Konkurrenten langsamer wurde, wusste ich, dass wir es jetzt nur noch nach Hause fahren müssen.“
Salman Owega: „Ich war mir nach dem Red Bull Ring zu 90 Prozent sicher. Davor hätte noch viel passieren können – gerade mit einem neuen Auto wie dem Mustang. Aber nach unserem Sieg dort und dem großen Vorsprung wusste ich, dass wir die Meisterschaft sicher haben, wenn nicht noch etwas Außergewöhnliches passiert.“
Ihr habt viel Arbeit in die Entwicklung des Ford Mustang GT3 gesteckt. Wo seht ihr die größten Fortschritte, wenn ihr den Saisonauftakt am Lausitzring mit dem Saisonfinale vergleicht?
Finn Wiebelhaus: „Wir haben viel über das Setup herausgefunden, um die Reifen länger am Leben halten zu können. Wir Fahrer passen uns auch immer mehr an und kriegen immer detaillierteres Feedback der Ingenieure. Das Auto selbst hat natürlich auch Fortschritte gemacht. Der Saisonbeginn am Lausitzring – vor allem die Vorsaisontests – waren schwierig. Wir hatten mit den Bodenwellen zu kämpfen, haben aber schnell ein paar Dinge bezüglich der Dämpfer gefunden, die gut geholfen haben.“
Salman Owega: „Der größte Unterschied ist klar auf den Longruns zu sehen. Zu Beginn der Saison hatten wir mit überhöhten Reifentemperaturen zu kämpfen, vor allem am Lausitzring. Jetzt können wir das sehr gut managen und die Reifen in einem gut fahrbaren Fenster bewegen.“
Ihr seid das Wagnis eingegangen, mit HRT und Ford auf ein neues Auto zu setzen. Hattet ihr zwischendurch auch den Gedanken, dass es einfacher gewesen wäre, mit einer etablierten Marke an den Start zu gehen?
Salman Owega: „Mich reizt es, wenn etwas nicht so einfach ist oder es jeder macht. Am Ende wurden wir umso mehr belohnt. Wenn wir beispielsweise mit einem etablierten Auto gewonnen hätten, wäre es nicht so besonders, da schon unzählige Fahrer bewiesen haben, dass diese Autos schnell sind. Wir haben jetzt gezeigt, was wir mit einem recht neuen und unbekannten Auto erreichen können.“
Finn Wiebelhaus: „Als sich HRT dazu entschieden hat, auf Ford zu wechseln, war mir recht schnell klar, dass ich beim Team bleiben möchte. Ich habe dort mein erstes GT3-Jahr bestritten, kannte das Umfeld und habe mich wohlgefühlt. In einem anderen Team wäre zwar vielleicht das Auto kalkulierbarer gewesen, aber ich hätte in allen Bereichen wieder bei null angefangen. Ford hat uns immer sehr geholfen, auch mit der Aufnahme ins Nachwuchsprogramm. Das Thema hat mich von Anfang an interessiert, deshalb habe ich nie über einen Wechsel nachgedacht.“
Am Nürburgring seid ihr mit dem ersten Sieg des Ford Mustang GT3 in Europa für euren Mut belohnt worden. Wie wichtig war dieser Meilenstein für euch?
Finn Wiebelhaus: „Für mich persönlich war es sehr wichtig, dass ich dort meine erste Pole-Position im ADAC GT Masters eingefahren habe. Im Rennen war es sehr eng zwischen uns Fords, wir hatten aber eine gute Strategie und konnten am Ende nochmal attackieren. Es war ein besonderer Sieg und schön, dass es direkt ein Doppelerfolg für das Team war.“
Salman Owega: „Ich habe mich umso mehr gefreut, weil es ein hart erkämpfter Erfolg war. In den letzten Runden, als Finn und David um die Führung gekämpft haben, war eine sehr angespannte Stimmung in der Box. Es war im Auto sicher angenehmer als dort zu warten und nur zusehen zu können. Umso erlösender war es, schließlich ganz oben zu stehen.“
Wo haben eure Meistertrophäen ihren Platz gefunden?
Salman Owega: „Mein Pokal steht auf meinem Schreibtisch. Ich habe über die Jahre sehr viele gesammelt und einige mittlerweile verstaut. Aber diesen und natürlich auch den meiner ersten Meisterschaft im ADAC GT Masters habe ich gut sichtbar platziert.“
Finn Wiebelhaus: „Ich habe extra ein Regal, aber der ADAC GT Masters Pokal ist dafür zu groß. Ich habe ihn gemeinsam mit meinem Pokal für den Sieg im ADAC Kart Masters und dem für den Sieg in der „Road-to-DTM“ auf das Fensterbrett gestellt.“
Mit der DTM-Meisterschaft in Zukunft wäre also die „Road-to-DTM“ auf dem Fensterbrett perfekt…
Finn Wiebelhaus: „Das wäre natürlich sehr schön. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um nach dem ADAC Kart Masters im ADAC GT Masters Meister zu werden. In drei Jahren die DTM zu gewinnen, wäre super – gerne auch früher (lacht). Aber dafür muss ich zunächst überhaupt DTM fahren. Jetzt konzentriere ich mich darauf, über den Winter gut zu arbeiten und sehe dann, was die Zukunft bringt.“
Salman, wie sieht deine weitere Planung aus?
Salman Owega: „Das kann ich aktuell noch nicht beantworten. Ich schließe auch nicht aus, noch ein weiteres Jahr im ADAC GT Masters zu fahren, weil ich die Serie sehr gerne mag. Konkret gibt es aber noch nichts zu verkünden.“
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