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Lothar Matthäus über Uli Hoeneß, FC Bayern und Nationalmannschaft

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Lothar Matthäus bewertet in seiner Kolumne die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation. Der Sky Sport Experte äußert sich zudem zu den jüngsten Aussagen von Uli Hoeneß über ihn und Bayern Münchens Sportvorstand Max Eberl.

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Lothar Matthäus über Uli Hoeneß, FC Bayern und Nationalmannschaft

Unterföhring, 08.09.2025

Matthäus wirft Hoeneß vor, für unnötige Schlagzeilen zu sorgen.


Ich schaue nicht nur auf die Ergebnisse. Ich versuche immer, das Gesamte zu bewerten. Wenn eine Mannschaft Druck macht, alles versucht und Chancen hat, kann man trotzdem ein gutes Spiel gemacht haben, auch wenn das Resultat nicht passt. Aber beim 0:2 in der Slowakei hat beides nicht gestimmt und beim 3:1 gegen Nordirland hat bei der Nationalmannschaft wenig funktioniert.

Deutschland hat trotz des frühen 1:0 keine Sicherheit bekommen, die Mannschaft wirkte gehemmt, ihr Spiel war zu langsam. Am Ende stand ein Arbeitssieg und unter den Umständen war es das Wichtigste, dass man drei Punkte geholt hat.


Die Pfiffe der Fans waren verständlich

Spielerisch war es, abgesehen von den ersten 15 Minuten und der letzten halben Stunde, nicht die Leistung, mit der man zufrieden sein kann. Das Dreier-Aufbauspiel würde funktionieren, aber die beiden Sechser Groß und Kimmich haben sich nach hinten fallen lassen, wodurch die Verbindung von Defensive und Offensive gefehlt hat. Zwischen der 23. und 60. Minute hat man keinen einzigen Torschuss abgegeben.


Deswegen waren die Pfiffe auch verständlich. Die Fans haben nichts gegen die Spieler, sie waren einfach enttäuscht von der Leistung der deutschen Elf. Die Mannschaft wird von den Fans super unterstützt, wenn sie gut spielt, aber das war in den letzten beiden Spielen nicht der Fall. Deswegen muss man sich den Unmut gefallen lassen.


Ich nehme Woltemade und Wirtz in Schutz

Dass Pfiffe auch mal gegen einzelne Spieler gehen, ist im Fußball so. Es gibt praktisch nur oben oder unten. Ich nehme aber Nick Woltemade und auch Florian Wirtz in Schutz. Der Wirbel und die Umstellung auf eine neue Umgebung, diese Dinge arbeiten in den Köpfen der Spieler. Sie brauchen noch Zeit, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Von Wirtz war in der ersten Halbzeit gar nichts zu sehen, aber den Freistoß zum 3:1 hat er in Weltklasse-Manier versenkt.

Die deutsche Mannschaft hat Qualität, wenn alle Spieler zeigen, wozu sie imstande sind. Das fängt hinten an und hört vorne auf. Antonio Rüdiger hat vor der Ecke, die zum 1:1 führte, einen Ball vertändelt. So etwas macht man nicht als Defensivspieler. Erfahrene Spieler müssen andere Lösungen finden.


Die Mannschaft braucht ein klares Grundsystem

Vielleicht ist der Vergleich mit dem Europameister momentan eine Nummer zu groß, aber wenn ich mir die Spanier anschaue, haben sie ihr festes System und jeder weiß genau, was er auf seiner Position zu tun hat. Auch wenn neue Spieler in die Mannschaft kommen, verändert sich ihr System nicht.

Auch unsere Mannschaft braucht ein klares Grundsystem. Der Bundestrainer muss den Spielern genau erklären, was ihre Aufgaben sind. Man muss zwar Nuancen einstellen, wenn der Gegner besondere Stärken oder Schwächen hat, aber wenn man zu viele Umstellungen vornimmt, bekommt man nicht die nötige Sicherheit.


Das macht mir bei Deutschland Hoffnung

Hoffnung macht mir, dass ich weiß, was die Spieler schon in ihren Vereinen, aber auch in der Nationalmannschaft geleistet haben. Trotz der beiden schwachen Auftritte bin ich überzeugt, dass wir gegenüber den Gruppengegnern den stärksten Kader haben und uns direkt für die WM qualifizieren werden.


Hoeneß' Aussagen fand ich peinlich

Nach den Äußerungen von Uli Hoeneß am Sonntag im Doppelpassin Bezug auf meine Person haben mich Leute vom FC Bayern angerufen und gesagt: "Warum fängt er denn schon wieder an?"

Das meiste von dem, was Uli gesagt hat, habe ich als peinlich empfunden. Nicht nur, was meine Person oder Max Eberl betrifft, sondern auch seine Aussagen zu Vertragsdetails von Nicolas Jackson. Ich als Jacksons Berater würde zu Uli Hoeneß gehen und fragen: "Heißt das, dass er keine 40 Spiele von Anfang an machen darf?"


Viele Sachen sind widersprüchlich

Uli und ich werden nicht warm miteinander, das müssen wir auch nicht. Ich mache das, was ich für richtig halte. Ich will gar nicht bei der Ablösesumme für Nick Woltemade recht haben.

Hoeneß kritisiert Ablösesummen, die der FC Bayern aber selbst mitmacht und mitbezahlt. Deswegen weiß ich nicht, was Uli von mir will. Man hat die 30 oder 35 Millionen für Coman aus Saudi-Arabien auch genommen. Da sind viele Sachen widersprüchlich.

Wenn Bayern keinen Spieler bräuchte, würden sie auch nicht 75 Millionen für Luis Diaz ausgeben. Nach den Abgängen von Müller, Sane und dann noch Coman war man auf einmal unter Druck und hat Diaz und Jackson verpflichtet.


Eberl müsste die Transfers eigentlich allein durchziehen

Bei einer Sache stimme ich Uli zu: Natürlich wäre es ideal, wenn der FC Bayern seine Transfers im Juli schon unter Dach und Fach hätte, so wie es Bayer Leverkusen vor zwei Jahren geschafft hat. Aber dann muss man auch die Voraussetzungen dafür schaffen.

Max Eberl müsste die Transfers eigentlich allein durchziehen, aber im Endeffekt muss alles von oben abgesegnet werden. Das ist zwar in Frankfurt auch so, aber ich habe noch nie gehört, dass Axel Hellmann in der Öffentlichkeit etwas über Markus Krösches Arbeit gesagt hat. Bei der Eintracht macht jeder seinen Job, bei Bayern ist das alles etwas anders.


Rundumschläge, die der FC Bayern nicht braucht

Hoeneß wirft immer den Medien vor, dass sie zu viel schreiben und Dinge hineininterpretieren, aber die Vorlagen dazu kommen nicht von den Journalisten, sondern vom FC Bayern. Für die großen Schlagzeilen sorgen nicht Karl-Heinz Rummenigge oder Jan-Christian Dreesen, sondern Uli Hoeneß.

Das sind Rundumschläge, die ein Verein der Ruhe haben will, nicht braucht.


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