Spiel-Abbruch nach Affenlauten von MSV-Fans: "Erst mal sind wir alle geschockt. In eh´ schon dramatischen Zeiten ist so was ganz dramatisch"
Bonn, 19.12.2021
Trauriger Abschluss eines Fußballsonntags in der 3. Liga: die Partie MSV Duisburg gegen VfL Osnabrück wurde wegen rassistischer Beleidigungen des VfL-Spielers Aaron Opoku aus dem MSV-Fanlager in der 35. Minute abgebrochen. Der VfL Osnabrück sah sich nicht mehr in der Lage, die Partie nach den Vorfällen fortzuführen. "Es kann nicht sein, dass wir immer nur Parolen formulieren, dass wir in irgendeiner Form Sprüche auf T-Shirts kleben, sondern wir müssen entsprechend agieren und reagieren", erklärte Osnabrücks Geschäftsführer Michael Welling nach dem Abbruch. Schiedsrichter Nicolas Richter hatte wie weitere Beteiligte Affenlaute vernommen, er beendete die Parte nach einer Pause: "Erst mal sind wir alle geschockt. In eh´ schon dramatischen Zeiten ist so was ganz dramatisch. Wir werden einen Sonderbericht verfassen. Dann werden wir sehen, wie´s weitergeht."
Nachfolgend die wichtigsten, verschriftlichten Stimmen, dazu die Links. Bei Verwendung bitte die Quelle MagentaSport benennen.
Schiedsrichter Nicolas Winter schilderte den Abbruch im MagentaSport-Interview so: "Es gab einen Eckstoß für den VfL Osnabrück, als der ausführende Spieler zum Eckstoß laufen wollte, wurden Affenlaute von der Tribüne gerufen. Das hat er sofort wahrgenommen und auch mein Assistent. Beide haben mir den Vorgang geschildert und das ist etwas, wo wir sehr sensibel sind. Und auch direkt darauf reagieren. Ich habe versucht, mich um ihn zu kümmern. Ich habe auch gesehen, wie schockiert er war. Er war gar nicht richtig aufnahmefähig, als ich fragen wollte, wie es ihm geht, was passiert ist. Wir haben normalerweise einen Dreistufenprozess. Wir lassen erst eine Stadiondurchsage machen , aber war überhaupt nicht ansprechbar und auch die Mannschaften sind dann relativ schnell in die Kabine gegangen, so dass wir diese 1. Stufe der Unterbrechung überspringen mussten und in die Kabinen gegangen sind, um uns erstmal um den Spieler zu kümmern. ...Wir sind dann direkt zum Spieler in d ie Kabine und haben ihm gesagt: Wir sind da, wir schützen ihn!"
In Ansprache mit den beiden Sportdirektoren sowie den Kapitänen habe das Schiedsrichtergespann beiden Teams weitere Bedenkzeit eingeräumt. "Wir haben dann vom VfL die Mitteilung bekommen, dass sie nicht weiterspielen möchten, was wir natürlich akzeptieren."
Der Unparteiische Nicolas Richter abschließend: "Erst mal sind wir alle geschockt. In eh´ schon dramatischen Zeiten ist so was ganz dramatisch. Wir werden einen Sonderbericht verfassen. Dann werden wir sehen, wie´s weitergeht."
Duisburgs Präsident Ingo Wald im Interview, bevor der Abbruch feststand: "Ich stand ganz weit weg, das, was ich jetzt gehört habe, muss ich sagen: das entsetzt mich. Ich weiß gar nicht, wie ich mein Stimmungsbild beschreiben soll. Das ist zwischen Wut, Entsetzen, Enttäuschung und Traurigkeit - dass uns das passiert hier in Duisburg. Das entspricht nicht unseren Werten, das entspricht nicht unserem Leitbild. Das sind Zustände, die ich in keinem Stadion sehen will. Schon gar nicht in Duisburg."
Wald zu den rassistischen Beleidigungen: "Das ist grundsätzlich eine Minderheit, nur diese Minderheit stört und zerstört möglicherweise auch den Fußball. Das ist nicht zu tolerieren und nicht zu dulden."
"Es kann nicht sein, dass wir immer nur Parolen formulieren, dass wir in irgendeiner Form Sprüche auf T-Shirts kleben, sondern wir müssen entsprechend agieren und reagieren", erklärte Osnabrücks Geschäftsführer Michael Welling nach dem Abbruch im MagentaSport-Interview. Welling weiter: "Alle, die das hier erlebt haben, stehen noch unter dem Eindruck, was wir erlebt haben. Das ist das, was wir immer gesagt haben, das darf nicht zu unserer Gesellschaft und deshalb nicht zum Fußball gehören. Hier sind zwei dunkelhäutige Spieler Aaron Opoku aber auch Leroy Kwadwo rassistisch beleidigt worden. Das ist etwas, was wir nicht akzeptieren...Aaron ist tatsächlich sehr, sehr fertig und nicht mehr in der Lage, tatsächlich zu spielen. Das war tatsächlich auch ein Grund, weshalb wir gesagt haben, dann treten wir nicht wieder an."
Man habe sich mit allen Beteiligten, dem MSV und den Schiedsrichtern beraten: "Wir haben dann entsprechend zu Protokoll gegeben, dass wir eben nicht mehr antreten. Egal, was das sportrechtlich für uns für Konsequenzen hat, um eben auch hier zu dokumentieren, dass wir das nicht akzeptieren."
Welling würde sich vom DFB wünschen: "Wir sind uns mit den Duisburger Kollegen einig, dass es uns am liebsten wäre, wir haben ein Wiederholungsspiel und können dann noch mal ein Zeichen gegen Rassismus setzen." Welling lobte die anderen Duisburger Fans für ihr Verhalten: "Sie haben mit dazu beigetragen, den Täter zu identifizieren. Hier geht es nicht um den VfL oder den MSV, hier geht es um Rassismus."
Der Link zu den Interviews mit folgenden Stimmen:
1. Martín Haltermann (Pressesprecher MSV)
2. Nicolas Winter (Schiedsrichter)
3. Dr. Michael Welling (Geschäftsführer Osnabrück)
4. Ingo Wald (Präsident MSV)
5. Martín Haltermann (Pressesprecher MSV)
https://www.telekom-tcs.de/dynamic/get_asset.php?a=%2Fcms%2Fvideos%2Fvideo_source_file%2F10341558.mxf&d=download&f=211219_msv_osn_tcs_thx2.mxf&v=1577034&h=1b9b93ddb0bd167944b41f9fd7efe0ef409a2838
In Magdeburg wurde Fußball gespielt - die Stimmen: 1.FC Magdeburg - Waldhof Mannheim 3:0
Magdeburgs Trainer Christian Titz holte mit seinem Team 16 Punkte aus den letzten 6 Spielen, lieg mit 8 Punkten Vorsprung auf Platz 1, 3:0 gegen einen Verfolger gewonnen, aber immer noch nicht restlos zufrieden: "Grundsätzlich sind wir das Spiel dominant angegangen. Trotzdem muss ich sagen: hier und da waren wir unachtsam, wo wir auch die eine oder andere Chance zugelassen. Mit dem 1:0 waren wir dann gut drin und hätten auch zur Halbzeit schon ein Tor mehr machen können."
Titz verteilte dennoch Lob: "Heute gibt´s keinen Grund, die Mannschaft zu kritisieren. Wenn man gesehen hat, dass ein Spiel noch unter der Woche hatten und wir dennoch marschiert sind." Und Christian Titz ist glücklich über den Saisonverlauf: "Es fühlt sich gut an, mit einem Heimsieg unterm Weihnachtsbaum zu sitzen und mit der Familie zu feiern. Auch wenn das heute nicht positiv ausgegangen wäre, muss ich dennoch sagen, hat die Mannschaft sehr, sehr Vieles und Gutes geleistet. Sie ist immer an ihre Grenzen gegangen."
Top-Spieler der Hinrunde war Baris Atik, der in 19 Spielen 10 Tore erzielte und 12 Vorlagen gab, Schütze zum 2:0: "Wir wollten nach dem Zwickau-Spiel erst mal ein Zeichen setzen. Wir wollten auf jeden Fall dominant auftreten und mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause gehen. Ich kann einfach nur den Hut ziehen vor meiner Mannschaft."
Das Wort "Aufstieg" nimmt bei Magdeburg nicht mal Atik in den Mund: "Es ist noch zu früh zu sagen, wo wir hinwollen. Wichtig ist, dass wir so weitermachen wie wir aufgehört haben!"
Mannheims Trainer Patrick Glöckner zuletzt mit 5 Spielen ohne Niederlage, da spielte Waldhof sehr effizient, diesmal nicht: "Wenn man die Großchancen nimmt, hatten wir genauso viele Chancen wie Magdeburg. Am Ende machen sie 3, wir machen 0. Das 1. Tor durch eine Standardsituation, bis dahin hatten wir das Spiel super unter Kontrolle. Dann haben wir den Faden verloren. In der 2. Halbzeit kommen wir super raus, haben wieder 2 Großchancen, machen sie nicht. Dafür macht der Gegner das 3. Tor. Also das Spiel ist total scheiße für uns gelaufen, wenn man das auf gut deutsch sagen kann. Und dann kriegst du noch 2 Gelbrote Karten - das ist dann total ärgerlich, wenn du so nach Hause fährst. Generell muss man sagen, sind wir mit der Hinrunde und den 34 Punkten zufrieden."
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