Farke über den Gladbacher Kader: „Stehen mitten im Umbruch“ - Salihamidzic über Hoeneß-Aussagen: „Weiß nicht, was er meint“ - Sky Experte Hamann über den VAR: „Haben Videodetektive, die sich profilieren wollen“
Unterföhring, 18.02.2023
Die wichtigsten Stimmen im Vorlauf zu den Samstagnachmittagspartien des 21. Spieltages der Fußball-Bundesliga bei Sky.
Daniel Farke (Trainer Borussia Mönchengladbach) ...
... über die mangelnde Laufbereitschaft seiner Mannschaft: „Wir haben immer gesagt, dass wir vor dem Umbruch stehen oder schon mitten im Umbruch sind. Die Jungs spielen schon einige Jahre zusammen. Wir werden das ein oder andere Transferfenster brauchen, bis wir eine gute Balance im Kader haben von Spielertypen. Du kommst ja nicht rein, drückst auf einen Knopf und hast auf einmal andere Spielertypen, die jetzt pfeilschnell sind und hohe Intensitäten abliefern. Deswegen müssen wir unsere Art und Weise ein Stück weit anpassen. Deswegen ist es für uns gerade wichtig, gut im Ballbesitz zu sein, um die nötigen Punkte einzufahren.“
... über die Fankritik an der Mannschaft: „Da darf man nicht so empfindlich sein. Es ist ein Traditionsverein, daher ändert sich die Stimmung von Spieltag zu Spieltag.“
... zur Frage, ob die Fans mit der Kritik falsch liegen: „Nein, das ist ganz normal. Die Fans dürfen von allem träumen und es mit den besten Zeiten vergleichen, das ist ok. Da darf man als Verein, Trainer oder Spieler nicht so empfindlich sein. Es ist wichtig, dass wir als Entscheidungsträger realistisch bleiben, was wir mit dieser Truppe und mit diesem Kader erreichen können.“
Christian Streich (Trainer SC Freiburg) über die vielen Elfmeter für den SC: „Die Jungs lesen auch Dinge, aber ich habe es nicht explizit angesprochen. Es geht nicht um Elfmeter, sondern du willst die Gegner umspielen und wenn er dir dann in die Beine grätscht, kannst du nichts machen und kriegst Elfmeter.“
Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart) ...
... zur Frage, wie er die Spannung in der Mannschaft hochhält: „Eins ist klar: Ich kann nur von der Zeit sprechen, seit wir da sind und da geht diese Mannschaft den Weg extrem mit. Wir sehen es, allerdings leider nicht in den Ergebnissen. Fußball ist ein Ergebnissport und trotzdem gilt es als Trainer, die Dinge rauszustellen, die sie gut machen. Mittlerweile gibt es einige Sachen, die sie gut machen. Aber wir müssen auch den Finger in die Wunde legen, was wir besser machen müssen. Wir lassen extrem wenig Chancen zu in jedem Spiel, aber fangen uns immer wieder einen, indem wir einen individuellen Fehler machen. Zweitens müssen wir die Chancenverwertung verbessern, da arbeiten wir auch extrem dran. Wir können uns leider nichts davon kaufen, die Spiele gut zu bestreiten und trotzdem müssen wir in so einer Situation die Ruhe bewahren und sagen, es ist ein Unterschied, gut zu spielen und die Spiele nicht zu gewinnen, als schlecht zu spielen und die Spiele nicht zu gewinnen. Wir müssen diesen Weg weitergehen. Das ist viel Psychologie, viele Gespräche, aber vor allem über die Gespräche weiter dran arbeiten und das machen wir. “
... zur Frage, ob die Sieglos-Serie sein Leben beeinflusst: „Mein Leben ist erstmal zweitrangig. Ich habe mich von Anfang an drauf eingestellt, dass das jetzt fünf Monate werden, die mit dem normalen Leben nichts zu tun haben, bin ich jetzt ehrlich. Das ist aber auch uninteressant. Viel wichtiger ist, was im Kopf der Spieler passiert. Die Mannschaft hat in den letzten zwei Jahren sehr wenige Spiele gewonnen, hat auswärts sehr lange nicht gewonnen und das schadet dem Ganzen. Wir hätten das erste Spiel zuhause gegen Mainz gewinnen können und hätten auch in Hoffenheim, wo wir in der 94. noch 2:1 vorne waren, gewinnen können. Das hätte wahnsinnig geholfen. Der heutige Tag ist auch wieder eine Prüfung, gegen diese Widerstände anzukämpfen, die natürlich auch im Kopf stattfinden. Es macht natürlich viel aus, ob man Selbstvertrauen hat. Die Selbstverständlichkeit des Gewinnens ist eine der größten Gaben, die du haben kannst. Ich habe es in meiner Trainerkarriere oft erlebt, was es ausmacht, wenn du irgendwo hinfährst und dir denkst, hoffentlich holen wir einen Punkt, oder wenn du mit der gleichen Mannschaft ein Jahr später in einen Lauf reinkommst und dir nicht vorstellen kannst, hier und heute nicht zu gewinnen. Das unterschätzt man und das ist, was wir uns erarbeiten müssen. Ich habe der Mannschaft auch gesagt, es wird uns keiner helfen, es wird uns keiner was schenken, außer wir uns selber. “
Hasan Salihamidzic (Vorstand Sport):
… angesprochen auf die Ankündigung von Uli Hoeneß zum Thema Neuer: „Ich weiß nicht, was er meinte. Oliver und ich haben auch gleich nach dem Interview reagiert. Übrigens habe ich Uli gesagt, dass wir mit Manuel sprechen werden. Ansonsten müssen sie den Uli fragen. Vielleicht wurde er auch falsch verstanden.“
…zur Frage, ob es nicht komisch sei, wenn der Aufsichtsrat ankündigt, dass sich das operative Geschäft äußern wird: „Ich kann nichts dazu sagen. Ich habe mich damit nicht beschäftigt, das haben wir alles schon erledigt. Oliver und ich haben uns direkt nach dem Interview geäußert, dass wir mit Manuel reden werden und dann sehen wir weiter. Wir haben auch gesagt, dass wir erstmal diese sportlichen Ziele erreichen wollen, und danach werden wir schauen. “
…zur Frage, ob Neuer eine Strafe erwartet: „Wir haben gesagt, dass wir nach diesen wichtigen Wochen mit Manuel sprechen werden. Und dann werden wir im Gespräch sehen, wie wir reagieren. Aber das Wichtigste ist, dass wir erstmal mit Manuel reden und das intern klären.“
…zur Frage, ob sich die Differenzen mit Neuer überwinden lassen: „Natürlich. Wir haben erstmal in der Kabine gesprochen. Manu macht seine Reha, ich sehe ihn jeden Tag, wir haben ein gutes Verhältnis. Dass wir natürlich von dem Interview nicht begeistert waren, ist klar, aber wir haben ein gutes Verhältnis und schauen, was dabei herauskommt.“
…zur Frage über die berichteten Unpünktlichkeiten Leroy Sanes: „Haben wir alles im Griff. Die Leute sollen sich nicht darum kümmern. Er kommt schon ab und zu sehr knapp, auch ein, zweimal zu spät, aber das haben wir im Griff. Wichtig ist, dass er seine Leistung bringt. Natürlich gibt es auch Sachen, die nicht gehen. Ab und zu gibt es ein paar Euros, die das kostet. Haben wir im Griff, wie schon gesagt.“
Max Eberl (Sportdirektor RB Leipzig) ...
... über VAR-Diskussion: „Ja, wir machen uns alle sehr viele Gedanken und bei jedem Vorschlag ist was dabei. Am langen Ende ist für mich das Entscheidende, dass der Schiedsrichter auf dem Platz weiter die Macht über das Spiel hält. Es gab für mich letztes Wochenende eine wirklich sehr exemplarische Situation als Herr Stegemann im Spiel Freiburg-Stuttgart die Elfmeterentscheidung sofort negiert hat, sofort mit dem Finger gezeigt hat, dann wird er doch rausgeschickt und nach ein paar Minuten wird dann doch auf Elfmeter entschieden. Ich finde oft, dass Schiedsrichter es auf dem Platz besser spüren, als wie man es auf dem Fernseher klinisch sieht, detektivisch sieht. Und für mich wäre es einfach diese Eingriffsschwelle so hochzuschrauben, wo man wirklich über diese glasklaren Fehlentscheidungen spricht.“
... über mögliche Diskussionsrunde zwischen Vereinen und Schiedsrichtern: „Ich empfinde gar keine so große Konfrontation, sondern Fragezeichen zwischen allen Beteiligten. Das müssen wir in der Kommunikation beheben. Wir hatten letzte Woche bei Union Berlin auch eine Situation, wo wir danach mit dem Schiedsrichter gesprochen haben, wo es eine Kommunikation gab und wo ich auch den Schiedsrichter ein Stück weit verstanden haben, aber wir hatten halt unsere Argumente. Es gibt wenig schwarz und weiß, es gibt sehr viel grau. Ex-aktive oder Aktive könnten da eine Rolle einnehmen, über die man nachdenken kann. Spieler, die gespielt haben, mit ins Boot zu holen. Professionalisierung ist ein weiteres gutes Argument. Wir brauchen viel mehr Klarheit und viel mehr Ex-Profis, weil sie wissen, worum es geht. Wir sollten diskutieren, wir sollten uns von anderen Sportarten was abschauen, das haben wir mit dem VAR getan, denn den gab es in anderen Sportarten schon früher. Es ist schade, dass wir so viel über ihn diskutieren, denn es ist ein guter Grundgedanke, der in den letzten Jahren durch häufige Regelanpassung in komplizierten Situationen verwischt wurde. Klarheit zurückzubekommen und die Schwelle hochzuschrauben, ist der richtige Ansatz.“
Sky Experte Dietmar Hamann ...
über den Augsburger Lauf: „Unter Maaßen haben sie wirklich spielerisch einen Schritt nach vorne gemacht. Sie haben unheimlich intensives, kampfbetontes Spiel, sie laufen mehr als der Gegner. Das Schwerste im Fußball ist gegen einen Gegner zu spielen, der nichts zu verlieren hat und bei den Hoffenheimers ist es genau so eine Situation. Sie haben einen neuen Trainer, schlechter kann es also kaum noch werden und trotzdem haben sie gestern über 90 Minuten den Hoffenheimern ihre Grenzen aufgezeigt und verdient das Spiel gekommen.“
... über die Entscheidungszeiten des VAR: „Der Mangel an Selbstkritik von Jochen Drews macht mich sprachlos. Das so hinzustellen, die eine Situation Darmstadt gegen Gladbach – wer sagt denn, dass der Videoassistent eingegriffen hätte und das ist genau das Problem. Ich kann das akzeptieren. Es ist natürlich bitter für die Gladbacher, dass sie den Elfmeter nicht bekommen haben. Nur, diese Entscheidungen hast du immer gehabt, wirst du immer haben. Nur, wir haben so viel verloren durch den Videobeweis. Wir haben gehört, als er eingesetzt wurde, also, als er kam, dass er den Spielfluss nicht stören soll. Und was wir machen müssen, ist die Anzahl der Eingriffe drastisch zu reduzieren. Und vor der Saison gab es die Vorgabe, den Schiedsrichter lieber einmal mehr, statt einmal weniger rauszuschicken. Das hat mehr Konfusion und Unsicherheit geschaffen. Also, das müssen sie jetzt meiner Meinung nach umdrehen und den Schiedsrichter sagen, geht nur raus, wenn es wirklich sein muss. Und meine Vorschläge wären – es gibt ja bei der Freiburger Szene, wenn wir bleiben bei letzter Woche – da gibt es zwei oder drei Kamerapositionen, die würde ich dem Schiedsrichter einmal zeigen, da darf er sich eine raussuchen, oder bestenfalls sagt der Videoassistent welche Szene das ist, dann kriegt er zwei Zeitlupen, Ende. Der Assistent sollte helfen. Im Moment haben Videodetektive, die sich profilieren wollen, dass sie mehr sehen, wie der Schiedsrichter auf dem Feld. Der Schiedsrichter in Freiburg letzte Woche hatte die beste Sicht, der steht fünf Meter daneben, der hatte die beste Sicht im Stadion. Der Tatbestand ist nicht gegeben, dort den Schiedsrichter rauszuschicken und da müssen wir wirklich hingehen, dass sie nur rausgehen, wenn ein Handtor erzielt wird oder wie auch immer. Wenn ein Schiedsrichter nach zwei Zeitlupen nicht entscheiden kann, ob eine Entscheidung richtig war, wie soll er das dann nach 20? Und das ist genau der Punkt: Das muss im besten Fall so klar sein, dass er sich eine Zeitlupe anschaut und sagt, da habe ich was übersehen, wir drehen das um, weil was wir jetzt haben, ist, dass subjektive Entscheidungen im Keller anders gesehen werden von den Assistenten. Wir haben ein Fass aufgemacht, das wir nicht mehr geschlossen bekommen. Und im Moment ist der Videoassistent keine Hilfe für den Schiedsrichter. Im Moment ist es das genaue Gegenteil, dass er ihn zu oft rausschickt, und mit jedem Mal wird er unsicherer, die Konfusion wird größer.
Über Vorbild NFL: „Im American Football ist es so, wenn es nicht ganz klar ist: The ruling on the field stands. Das heißt, so wie auf dem Feld entschieden wurde, das bleibt bestehen, außer man sieht wirklich was. Da sind wir wieder bei dieser Eingriffsschwelle, dass sie die Leute nur rausschicken, wenn wirklich was Eklatantes passiert, weil im Moment werden sie viel zu schnell hinausgeschickt.“
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